Intrinsische und extrinsische Motivation

In der Motivationstheorie von Deci und Ryan wird zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation unterschieden. Die intrinsische Motivation ist der innere Antrieb eines Menschen. Die extrinsische Motivation entsteht durch äussere Reize wie eine Belohnung oder durch das Vermeiden einer Strafe. Für die langfristige Wissensverankerung und die Freude am Lernen ist die intrinsische Motivation von sehr hoher Bedeutung. Nach Deci und Ryan hängt intrinsische Motivation davon ab, ob drei grundlegende psychologische Bedürfnisse erfüllt sind:

1. Autonomie (Selbstbestimmung)
Menschen wollen das Gefühl haben, dass sie ihr Handeln freiwillig und selbstbestimmt ausführen können. Nach Deci und Ryan werden Handlungen als mehr oder weniger aufgezwungen erlebt je nach Grad der Selbstbestimmung. Die höchste Form von Selbstbestimmung entspricht intrinsischer Motivation. Je mehr Autonomie Lernende wahrnehmen, desto grösser ist ihr Engagement für den Lernprozess. Das kann zu besserem Verstehen, sichererem Behalten und Abrufen und mehr Transferleistung führen. (Caduff et al., 2018)

2. Kompetenz (Selbstwirksamkeit)
Menschen streben nach Selbstwirksamkeit - also der Überzeugung - Herausforderungen erfolgreich bewältigen zu können. Diese wächst durch aktives Handeln und das Meistern von Aufgaben, deren Schwierigkeit schrittweise gesteigert wird. Studien zeigen, dass es nicht sinnvoll ist, Kinder in begabt und unbegabt einzuteilen. Stattdessen sollten Schulen dafür sorgen, dass jedes Kind seine individuellen Fähigkeiten bestmöglich entwickeln kann. (Stedtnitz, 2008)
Der Bildungsforscher John Hattie fordert, den Fokus auf das Lernen der Kinder zu legen, da ihr natürlicher Lernwille oft durch das Schulsystem vermindert wird. Während vor Schulbeginn 95 Prozent der Kinder von ihren Lehrpersonen lernen möchten, zeigen am Ende der Grundschule nur noch 40 Prozent diese Motivation. Eine Hauptursache für diesen immensen Verlust an Lernfreude ist Langeweile, die sowohl durch Über- als auch durch Unterforderung entsteht. (Schmoll, 2024)

3. Soziale Eingebundenheit (Verbundenheit)
Menschen streben danach, sich mit anderen verbunden zu fühlen und sich in sozialen Kontexten akzeptiert und geschätzt zu wissen.
Tätigkeiten, die positive soziale Interaktionen und Zugehörigkeitsgefühle fördern, unterstützen die intrinsische Motivation. Ein starker Klassenzusammenhalt, in dem die Lehrperson und die Lernenden das Gefühl haben, gemeinsam auf positive Lernziele hinzuarbeiten, hat nach Hattie (2013) einen ausgeprägten positiven Effekt auf die Lernleistung der Schülerinnen und Schüler.

Durch die eigenständige Auswahl und Erkundung von Themen erleben sich die Schüler:innen im Unterrichtskonzept Lernräume als selbstbestimmt und selbstwirksam. Die gemeinsamen Einführungen und das gegenseitige Helfen unterstützen das Gefühl der Verbundenheit.

Quellen:
Caduff, C., Pfiffner, M., Bürgi, V. (2018): Lernen. Didaktische Hausapotheke, Band 11. Bern.
Hattie, John A. C. (2013): Lernen sichtbar machen. Überarbeitete deutschsprachige Ausgabe von "Visible learning", besorgt von Wolfgang Beywl und Klaus Zierer. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.
Schmoll, H. (2024). Fokus auf das Lernen statt auf das Lehren. Frankfurter Allgemeine.
https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/langeweile-im-unterricht-die-lust-am-lernen-wird-schuelern-schon-frueh-abgewoehnt-110123306.html
Stedtnitz, U. (2008). mythos begabung. Vom Potential zum Erfolg. Bern: Verlag Hans Huber, Hogrefe AG