Grundüberlegungen

Bevor Kinder in die Schule kommen, suchen sie sich selbstständig Aufgaben, die ihrem Entwicklungsstand und ihren Interessen entsprechen. So machen sie rasche Fortschritte und lernen mit beeindruckender Ausdauer und grosser Begeisterung. (Largo, 2012)

Das Lernräume-Konzept hat das Ziel, im Unterricht ähnliche Bedingungen zu schaffen wie zur vorschulischen Zeit. Dadurch soll die natürliche Freude am Lernen erhalten bleiben, während gleichzeitig das Lerntempo, das Verständnis für die Inhalte und die Nachhaltigkeit des Lernens unterstützt werden.

Die Kinder wählen ihre Lerninhalte im Fach Mathematik selbstständig aus und werden dabei von der Lehrperson beraten. Die Themen richten sich nach dem individuellen Lernstand und den Interessen der Schüler:innen. So werden Unter- und Überforderung weitgehend vermieden und die Kinder erleben sich als aktive Gestalter:innen ihres Lernprozesses. Durch die unterschiedlichen Anforderungsniveaus und die Möglichkeit zur Selbstbestimmung zeigen die Schüler:innen im Lernräume-Unterricht meist ein hohes Mass an Interesse und Engagement. So wird Langeweile vermieden – welche sich nachweislich negativ auf den Lernprozess auswirkt. (Hattie, 2024)

Ist ein Kind mit den Inhalten eines selbstgewählten Themas überfordert, wird dieses Thema zur Seite gelegt und zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgegriffen. Andererseits dürfen Aufgaben nur teilweise gelöst und/oder übersprungen werden, wenn die Inhalte eines Themas bereits verstanden sind.

Jedes Kind arbeitet in seinem eigenen Tempo und meldet sich für Lernkontrollen an, sobald es sich in einem Thema sicher fühlt.

Die Kompetenz zur Selbstkontrolle wird in der ersten und zweiten Klasse aufgebaut. Ab der dritten Klasse korrigieren die Kinder ihre Arbeiten selbst (auf der Lernplattform oder mit einem Lösungsheft) und erhalten dadurch zeitnahe Rückmeldungen zum Erarbeiteten. 

Ab ungefähr der zweiten Klasse beginnen sich die Kinder Inhalte gegenseitig zu erklären und erleben sich so als Teampartner:innen. Dies fördert den Zusammenhalt innerhalb der Klasse, welcher einen starken positiven Effekt auf die Lernleistungen der einzelnen Schüler:innen hat. (Hattie, 2013)

Es finden wöchentlich Einführungen und Gespräche zu mathematischen Themen statt, an denen die ganze Klasse oder eine Gruppe von Kindern teilnimmt.

Quellen:
Hattie, John A. C. (2013): Lernen sichtbar machen. Überarbeitete deutschsprachige Ausgabe von "Visible learning", besorgt von Wolfgang Beywl und Klaus Zierer. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.
Hattie, John A. C. (2024): “Visible Learning 2.0”. Deutschsprachige Ausgabe von "Visible Learning; The Sequel" (2023). Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.
Largo, R. H. (2012). Lernen geht anders: Bildung und Erziehung vom Kind her denken.